Das Getreide-Jahr (Juni): Anbaurichtlinien und Laborkontrolle – so wird die Qualität des Getreides sichergestellt

All unsere Backwaren bestehen aus hochwertigem Getreide. Aber was bedeutet das konkret? In dieser Beitragsserie beantworten wir diese Frage. Ich führte ein Gespräch mit dem Landwirt Hans Zapf aus Seidwitz, der seit 1997 Mitglied der Gruppe Creußen ist.

An einem sonnigen Mittwoch im Mai besuche ich gemeinsam mit Herrn Rainer Lauterbach, einem unabhängigen Kontrolleur aus Trebgast, den Landwirt Hans Zapf, um die erste Kontrolle der Anbauflächen im Jahr zu begleiten. Vor der Besichtigung des Getreidefeldes erklärt mir Herr Lauterbach, worum es bei dieser Kontrolle gehe: „Zuerst werden die Anbaurichtlinien überprüft, wobei zum Beispiel die Größe der Ackerfläche, die Fruchtfolge der Vorjahre, die Bodenbearbeitung, das eingesetzte Saatgut und die Kennungsnummer kontrolliert werden. Sind diese Angaben in Ordnung, so erfolgt die Eintragung in die sogenannte Schlagdokumentation.”

Eine Schlagkartei, Ackerschlagkartei, Schlagdatei oder Feldkalender ist eine chronologische Aufzeichnung, mit der der Landwirt die auf einem Flurstück (Schlag) durchzuführende oder durchgeführte landwirtschaftlichen Maßnahmen für den Ackerbau verwaltet und kontrolliert. „Nachdem diese Daten erfasst und für in Ordnung befunden sind, besuchen wir zu dritt die entsprechende Anbaufläche, die etwa 1000 m vom Hof entfernt liegt. Es ist ein 4,5 ha großes, auf einer leichten Anhöhe gelegenes Roggenfeld, auf dem sich die Saat bereits prächtig entwickelt hat. Einige der Pflanzen beginnen schon mit der Ährenbildung. „Die Winterfrucht entwickelt sich generell sehr gut, da die im Boden gespeicherte Feuchtigkeit besser genutzt wird, und in den jetzt folgenden, hoffentlich wärmeren Tagen kann man den Pflanzen beim Wachsen förmlich zuschauen“, erzählt mir Herr Zapf.

Nun untersucht Herr Lauterbach den Zustand der Pflanzen und vor allem das Vorhandensein von Unkräutern. „Anhand dieser sogenannten Beikräuter erkenne ich schon ohne die später durchzuführende Laborkontrolle des Getreides, ob Spritzmittel eingesetzt wurden.“ Zufrieden bemerkt Herr Lauterbach viele Senfpflanzen zwischen den Halmen, die sehr empfindlich auf Spritzmittel reagiert hätten. Auch die Düngung erfolgte sehr behutsam, da keine Schäden erkennbar sind. Aufgrund der gegenüber konventionellem Anbau geringeren Saatdichte sind die Pflanzen kräftig und gesund. Auch der leichte Wind kann durch den größeren Abstand für eine gute Belüftung sorgen, wodurch die Entstehung von Mehltau unterbunden wird. „Kurz vor der Ernte erfolgt eine zweite Kontrolle, wird die Feldtafel mit der Plakette des Landeskuratoriums für pflanzliche Erzeugung in Bayern (LKP) beklebt und die Fläche ist zur Ernte freigegeben“, erklärt mir Herr Lauterbach. Das dann geerntete Getreide wird, bevor es dann gemahlen wird, nochmals auf Spritzmittel und Halmverkürzungsmittel getestet.

Auf der Heimfahrt erzählt mir Herr Zapf seine Beweggründe für die Teilnahme am spritzmittelfreien, kontrollierten Anbau. Neben den höheren Getreidepreisen und den geringeren Kosten durch die schonende Düngung und das Spritzmittelverbot steht vor allem das Ansehen als Landschaftspfleger im Vordergrund. „Ich will, dass auf meinen Getreidefeldern Kornblumen und Mohn blühen, so wie früher, und nicht alles totgespritzt ist“.

Ihr Dr. Rainer Grill
von der Buchauer Holzofenbäckerei.