All unsere Backwaren bestehen aus hochwertigem Getreide. Aber was bedeutet das konkret? In dieser Beitragsserie beantworten wir diese Frage. Heute berichte ich von einem Besuch bei den Landwirten Dieter Raum und Günther Kalb aus Ottenhof.
Nach den heftigen Unwettern vor ein paar Tagen fahre ich an einem kühlen, aber trockenen Samstag in der zweiten Junihälfte auf Einladung der beiden Landwirte zu deren Feldern unweit von Ottenhof bei Plech. Herr Raum und Herr Kalb sind schon seit zwei Jahrzehnten Mitglieder in der Erzeugergemeinschaft Pommersfelden (EZG) – Gruppe Creußen – und versorgen unsere Bäckerei mit dem begehrten spritzmittelfreien „Jurakorn®-Brotgetreide“.
Ich treffe beide Landwirte, und nach einer kurzen Fahrt entlang eines Feldweges stehen wir vor einem Roggenfeld im Wasserschutzgebiet Veldensteiner Forst, auf dem – entgegen meinen Befürchtungen wegen des Unwetters – das Getreide in sehr gutem Zustand steht. Wie mir Herr Raum schildert, hat die in diesem Jahr meist vorherrschende kühle und oft auch feuchte Witterung den Pflanzen nicht geschadet. Wesentlich ungünstiger wäre ein feucht-warmes Wetter. „Durch die Wintersaat ist das Getreide im Frühling schon sehr weit gediehen. Die vor wenigen Monaten angesäte Sommersaat ist deutlich anfälliger für die aktuelle Witterung“, fügt Herr Kalb hinzu.
Die nachhaltige Bewirtschaftung bringt weitere Vorteile mit sich: Aufgrund der geringeren Saatdichte des spritzmittelfreien Anbaus werden die Pflanzen gut durchlüftet und die Halme sind trotz einer Höhe von gut eineinhalb Metern sehr stabil und knicken nicht. „Wir verwenden robuste Getreidesorten, und daher kommen wir auch ohne die im kontrollierten Anbau verbotenen Halmverkürzungsmittel (das sind Pflanzenwuchsstoffe wie Chlormequatchlorid,
die bei Getreide zur Bildung kürzerer und stärkerer Halme führen, welche widerstandsfähiger gegen das Umknicken sind) aus“, erzählt Herr Raum und zeigt mir anhand der Ährenform (linkes Bild) die zwei unterschiedlichen Roggensorten.
Nun gehen wir zu einem Weizenfeld, das schräg gegenüber liegt. Die im Vergleich zu Roggen auf Kälte empfindlicheren Weizenpflanzen sind noch nicht so weit gediehen, aber das sogenannte „Ährenschieben“ (am Halm sind erstmals Ansatzstellen von Ähren zu sehen) hat mit wenigen Ausnahmen schon stattgefunden. „Die unüblich kühle Witterung und die häufigen Niederschläge haben dem Brotgetreide bisher keinen Schaden zugefügt, lediglich der Erntezeitpunkt hat sich um zwei bis drei Wochen nach hinten verschoben“, versichern mir die beiden Landwirte. So sollte der Roggen Mitte bis Ende Juli erntereif sein und der Weizen in den ersten Augustwochen.
Jetzt braucht das Getreide noch etwas Feuchtigkeit für das weitere Wachstum, aber während der letzten zwei Wochen vor der Ernte wäre schönes Sommerwetter ideal. Wenn Sie sich also in den nächsten Wochen über einen Regenschauer ärgern, denken Sie vielleicht auch an die vielen Getreidesorten, die sich über genau dieses Wetter freuen.
Ihr Dr. Rainer Grill
von der Buchauer Holzofenbäckerei.