Das Getreidejahr (November): Das Wintergetreide wächst bereits

All unsere Backwaren bestehen aus hochwertigem Getreide. Aber was bedeutet das konkret? In dieser Beitragsserie beantworten wir diese Frage. Heute besuche ich die Familie Hammann in Weidenberg/Neunkirchen – und bestaune das erste Grün des Winterroggens.

Meine Reise führt mich an einem schönen Herbsttag vorbei an prächtig verfärbten Wäldern Richtung Bayreuth. Kurz vor der Stadtgrenze geht es in östlicher Richtung leicht bergauf in den schmucken kleinen Ort Neunkirchen am Main. Dort erwartet mich bereits Herr Hammann, und wir fahren in Begleitung seiner Frau zu einem seiner Roggenfelder. Die Saat des Winterroggens wurde bereits vor drei Wochen, also Anfang Oktober, ausgebracht, und nun zeigt sich das Feld in saftigem Grün. Man ist verleitet, an den Frühling zu denken. Doch das herbstliche Laub der angrenzenden Wälder lässt derartige Gedanken schnell wieder schwinden.

Herr Hammann wollte vor etwa 15 Jahren aus gesundheitlichen Gründen keine Spritzmittel mehr einsetzen, und seit dieser Zeit nutzt er seine insgesamt 24 Hektar Ackerfläche gemäß den strengen Richtlinien der Fruchtfolge mit für kontrolliertem, spritzmittelfreiem Anbau.

Das von ihm genutzte Roggensaatgut ist zertifiziert und garantiert gentechnikfrei. Winterroggen ist die winterhärteste Getreideart, deren Pflanzen Temperaturen bis unter minus 20°C ertragen können. Die Saatdichte wird an die jeweiligen Verhältnisse angepasst und liegt in unserem Fall bei etwa 90 kg pro Hektar („dünne“ Saat), um Auswinterungsverlusten vorzubeugen. Mit den modernen Saatmaschinen ist die Einhaltung dieser Vorgaben problemlos möglich, ganz im Gegensatz zum händischen Säen in früheren Zeiten.

„Die Pflanzen überstehen den Winter problemlos, wobei eine längere Kälteperiode sogar Voraussetzung für das starke Wachstum, das sogenannte „Schossen“, im Frühling ist. Eine Schneeauflage ist günstig, da diese während strenger Frostperioden vor allzu niedrigen Temperaturen schützt“, erklärt mir Herr Hammann. Da die Pflanzen die Winterfeuchtigkeit besser nutzen können, überstehen sie eine Frühjahrstrockenheit leichter und daher ist der Kornertrag, verglichen mit der Sommerform, deutlich höher. Die Wintersaat verhindert während der kalten Monate Bodenerosion durch Wind und Regen – und zudem ist die grüne Färbung der Äcker im Herbst und Winter schön anzusehen.

Ihr Dr. Rainer Grill
von der Buchauer Holzofenbäckerei.